Geisterspiele 

Pep Guardiola

Der Top-Trainer von Manchester City ist kein großer Freund der Geisterspiele. Für ihn geht es beim Fußball in erster Linie um die Fans, alles andere ist zweitrangig. "Der Grund, warum wir unseren Job machen, sind die Leute. Wenn die UEFA sagt, wir müssen ohne Zuschauer spielen, dann machen wir das. Aber wenn das für lange Zeit so gehen soll, hat das keinen Sinn." Seit Juni laufen in England die Spiele ohne Zuschauer. 

Uli Hoeneß 

Der Bayern-Funktionär ist auch kein Fan der Geisterspiele. Er hingegen sieht die Priorität darin, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Besonders aus finanzieller Sicht: "Grundsätzlich halte ich Geisterspiele für fragwürdig. Doch angesichts der wirtschaftlichen Lage einiger Vereine sind sie lebensnotwendig und bedingungslos." Besonders Fernsehgelder und Preisgelder von Turnieren sind für viele Bundesligisten überlebenswichtig. 

Manuel Neuer

Kapitän und Torwart Manuel Neuer spielt beim FC Bayern München. Er sieht in den Geisterspielen viele Vorteile, besonders für die Spieler auf dem Feld. "Vielleicht kommt der ein oder andere Spieler mit den Umständen, dass weniger Druck von der Tribüne kommt, auch besser klar. Wobei wir Fußballer es einfach lieben, unterstützt zu werden und vor den Zuschauern zu spielen."

Hans-Joachim Watzke  

Watzke, Geschäftsführer von Borussia Dortmund, hat eine eindeutige Meinung. Ihm ist der Unmut der Fans bewusst, betont aber ähnlich wie Hoeneß, es ginge auch um die Absicherung der Vereine. "Natürlich weiß ich auch, dass viele Fans sagen, die Stimmung im Stadion ist nicht da, die kommt doch im Fernsehen nicht so rüber. Das ist völlig klar. Es geht hier um die Rettung des Fußballs."

Jürgen Klopp 

Der Trainer des FC Liverpools ist für seine deutlichen Aussagen und Einschätzungen bekannt. Kein Wunder also, dass seine Meinung zu den Geisterspielen auch mehr als deutlich ist. Das Argument, die Atmosphäre wäre essenziell für den Fußball, kann er nicht verstehen. "Wir haben alle angefangen ohne Fans zu spielen, und wir lieben den Fußball nicht wegen der Atmosphäre im Stadion."

Kevin-Prince Boateng 

Der Bruder von Jérôme Boateng, aktuell beim AC Florenz unter Vertrag, sieht vor allem die Notwendigkeit der Geisterspiele. Persönlich ist er kein großer Fan davon. "Das ist kein Fußball. Nimm uns den Fußball, schwierig, nimm uns die Fans – noch schwieriger. Aber es ist leider das Beste, was wir momentan tun können."

Timo Werner 

Erst kürzlich zum FC Chelsea nach London gewechselt, plädierte der noch damalige Leipziger Timo Werner für die Geisterspiele. "Es wäre doch jeder froh, wenn einfach wieder ein Spiel stattfindet. Da könnte man das Stadion drum herum auch abbauen. Hauptsache, die TV-Kameras sind dabei und die Leute können sich vor dem Fernseher versammeln und zuschauen."

Lothar Matthäus 

Der ehemalige Fußballspieler und heutige TV-Kommentator Lothar Matthäus betont, dass es sich hierbei um eine Ausnahme handelt und man alles tun müsse, um vor allem die Wirtschaft nicht nur in der Ersten sondern vor allem in der Zweiten Bundesliga aufrecht zu erhalten. "Ganz sicher waren die Jahre zuvor regulärer als jetzt. Man hat damit eben auch ein Zeichen in der Corona-Krise gesetzt." 

Die Fans 

Natürlich stehen die Meinungen der Spieler und Vereinsbetreiber im Vordergrund, sie stehen ja auch im Rampenlicht. Doch was können Geisterspiele eigentlich mit den Fans machen? Fanforscher Jonas Gabler sieht unteranderem die Gefahr der Entfremdung: "Im Hinblick auf die Identifikation mit dem Verein und dem Fußball als solchen können Geisterspiele dazu führen, dass sich vor allem diejenigen Fans vom Fußball entfremden, die ins Stadion gehen, sich vorher mit ihren Freunden treffen und sich vor dem Spiel einsingen, die Emotionen vor Ort ausleben." Doch den meisten Fans ist klar: lieber Geisterspiele als gar kein Fußball. 

Bonus: Cristiano Ronaldo 

Zwar gibt es von ihm kein direktes Statement zu den Geisterspielen, doch allzu schlimm scheint er es nicht zu finden. Eher im Gegenteil. Als er beim Spiel Juventus Turin gegen Inter Mailand aus dem Mannschaftsbus aussteigt, um in die Kabine zu gehen, läuft er an einer Bande vorbei, wo eigentlich Fans stehen und die Spieler begrüßen. Ronaldo sieht, dass die Fans fehlen und läuft zur Bande, um die unsichtbaren Fans abzuklatschen.