„Trump, Biden, meine US-Familie und ich“

Ingo Zamperonis neue Doku: Steht die USA vor einem Bürgerkrieg?

31.10.2022 um 13:16 Uhr

Wohin entwickelt sich Amerika? Die neue TV-Doku von Ingo Zamperoni gibt einen intimen politischen Einblick in die konträren Sichtweisen des Familien- und Freundeskreises des "Tagesthemen"-Moderators.

Ein Artikel von TV DIGITAL Reporterin Mirja Halbig

Die Welt ist eine andere geworden. Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar blicken Beobachter noch intensiver Richtung USA: Wie ist die Stimmung dort? Wie besorgniserregend sind die Risse in der Gesellschaft? Wie stark ist US-Präsident Joe Biden? Und welche Rolle spielt Donald Trump noch? Ingo Zamperoni, Moderator der „Tagesthemen“, ist für die ARD-Reportage „Trump, Biden, meine US-Familie und ich“ (Mo, 1. Oktober, 20.15 Uhr im Ersten und in der Mediathek) drei Wochen durch die Vereinigten Staaten gereist. Um ein politisches Stimmungsbild zu zeichnen, hat er mit vielen US-Bürgern gesprochen, mit Freunden und Familienmitgliedern.

Im Interview verrät der ARD-Anchorman, was ihm große Sorgen bereitet, berichtet aber auch über jene Dinge, die ihn hoffnungsvoll machen. Die USA stehen wieder vor einer wichtigen Wahl: Am 8. November finden die sogenannten Midterms statt, die Halbzeitwahlen. Es wird nicht nur das Repräsentantenhaus neu gewählt und ein Drittel des Senats, es ist auch der erste landesweite Urnengang seit der Wahl von Joe Biden vor zwei Jahren – und damit eine Halbzeitbilanz. „Diese Midterms sind wohl die wichtigsten, an die ich mich je erinnern kann“, sagt Ingo Zamperoni. „Entscheidend ist: Was liest die Trump-Basis aus dem Wahlausgang? Wenn die von Trump unterstützten Kandidaten gewählt werden, wird Trump dies als Bestätigung sehen.“

Ein Blick in die Zukunft

Schon vor der letzten Präsidentschaftswahl unternahm Zamperoni 2020 eine ähnliche Tour, die ebenfalls als Reportage im Ersten ausgestrahlt wurde. Nun macht sich der 48-Jährige zum zweiten Mal auf den Weg quer über den Kontinent, durch alle politischen Lager, Demokraten wie Republikaner. Dabei schenkt er den Zuschauern wieder sehr private Einblicke: Gemeinsam mit seiner Frau Jiffer, einer US-Amerikanerin, besucht er deren Familie und gemeinsame Freunde. Erste Station ist eine Familienfeier im republikanischen Montana. Ingo Zamperonis Schwiegervater Paul ist überzeugter Republikaner – und die Situation zeigt, wie sehr politische Differenzen in Familien und unter Freunden das Miteinander gefährden.

Weitere Stationen des politischen Roadmovie sind Texas, Neuengland sowie der Bundesstaat New York. Zamperoni resümiert: „Bei den Republikanern gibt es das TrumpLager und die moderateren Republikaner, wobei sich die Trump-Basis da durchgesetzt zu haben scheint.“ Zur Gegenseite sagt er: „Viele Demokraten haben Biden gewählt nach dem Motto: ,Na gut, er ist nicht Trump‘, aber mit der Faust in der Tasche. Sie hätten sich viel progressivere Reformen und Veränderungen gewünscht, wie Biden sie auch angegangen hat, aber dann am Widerstand in der eigenen Partei gescheitert ist, gerade was den Klimaschutz betrifft.“

Zamperoni spürt, dass sich die Gräben in der Gesellschaft in den vergangenen zwei Jahren vertieft haben. „Seit ich dieses Land begleite, schienen mir die Differenzen nie so unüberbrückbar wie heute. Fast zwei Drittel der Republikaner glauben immer noch, dass Biden nicht wirklich der rechtmäßige Präsident ist, und das sägt natürlich am Fundament dieser Demokratie“, sagt Zamperoni.

„Ich glaube nicht, dass die USA vor einem Bürgerkrieg stehen, aber wenn die nächste Wahl nicht so ausgeht, wie es sich die Republikaner wünschen, sehe ich ein Gewaltpotenzial in einem Land, in dem viele eine Schusswaffe besitzen.“

Zamperonis Fazit: „Hoffnung macht mir, dass die Amerikaner schon so viele Krisen bewältigt haben, wie die Rassentrennung oder den Bürgerkrieg vor 150 Jahren, und sich dann doch immer wieder erneuert haben.“

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