Adam Driver als überforderter Patchwork-Daddy

„Weißes Rauschen“: Netflix-Satire über den Alltag vor der Apokalypse

29.12.2022 um 11:36 Uhr

Bislang galt Don DeLillos Bestseller als unverfilmbar. Filmemacher Noah Baumbach traute sich trotzdem.

Ein Artikel von Angela Zierow

Dass sich der New Yorker Filmemacher Noah Baumbach („Marriage Story“) an Don DeLillos „Weißes Rauschen“ traute, sorgte in der Branche gleichermaßen für Beund Verwunderung, galt der komplexe Bestseller von 1985 doch als nicht verfilmbar. Ganz schön mutig also. „Es geht um eine Kultur, die von Medien gesättigt ist“, so Baumbach. „Deshalb spürte ich, dass es eine filmische Sprache gibt, mit der ich diese Geschichte erzählen kann.“

Vor allem aber geht es um Jack Gladney, im Film von Adam Driver („Star Wars: Das Erwachen der Macht“) gespielt, es ist Drivers fünfte Zusammenarbeit mit Baumbach. Gladney ist Abteilungsleiter für Hitler-Studien an einem College, lebt in seiner Professoren-Blase und in komplizierten Verhältnissen: Er ist zum fünften Mal verheiratet, zelebriert mit Gattin Babette (Greta Gerwig) und den (Stief-)Kindern ein patchworkfamilientypisches Alltagschaos.

Von „nicht verfilmbar“ zu preisverdächtig

Als sich nach einem Unfall im nahen Chemiewerk eine toxische Wolke über seinem Unistädtchen ausbreitet, befürchtet Jack, kontaminiert und dem Tod geweiht zu sein. Babette nimmt derweil an einem sonderbaren Medikamentenexperiment teil. Einen ominösen Nebenbuhler (Lars Eidinger) gibt es auch, und das ist noch nicht einmal das Wunderlichste an „Weißes Rauschen“.

In seinem preisgekrönten Roman macht der New Yorker DeLillo, als einer der wichtigsten Autoren des Postmodernismus und Meister der Paranoia gefeiert, einen gesellschaftskritischen Rundumschlag durch die Achtzigerjahre: Amerikanischer Traum, Medien, akademische Pseudoelite, Familienleben, Konsumgesellschaft, Todesängste, Ökokatastrophe, alles ist dabei.

„Ich sehe diesen Film als etwas, das irgendwo über der Realität schwebt“,

sagte Baumbach, nachdem „Weißes Rauschen“ im August 2022 die Internationalen Filmfestspiele in Venedig eröffnet hatte. Dem Fachpublikum gefiel der kauzige Mix aus Satire, Action und Mystery. Sogar Oscar-Spekulationen gibt es mittlerweile, als Anwärter werden ScoreKomponist Danny Elfman und Baumbachs Drehbuchadaption gehandelt. Von „nicht verfilmbar“ zu preisverdächtig – alle Achtung. Mut zahlt sich eben aus.

"Weißes Rauschen": Ab dem 30.Dezember bei Netflix verfügbar

Der Artikel zu „Weißes Rauschen“ erschien zuerst bei Streaming.

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